[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten

Samstag, 18. Oktober 2008

Geldnot? Nein danke, ich habe keine Zeit!

Klar ist, dass wer über Geld spricht, keines hat. Künstler wie Dichter, Maler, Bildhauer, etc. reden häufig über Geld und leiden auch seit Menschheitsgedenken unter der Geldnot. Dafür besitzen Sie etwas wertvolleres: Zeit. Und wenn Zeit auch Geld sein soll - wie das Sprichwort besagt - dann sind Künstler widerum sehr reiche Leute. Geld im sprichwörtlichen Sinne wurde jedoch abgeleitet von "gelt", was soviel wie "Opfer" oder eben auch "Geltung" bedeutet. Geld verdienen kann jeder, Geltung aber verdient man nicht, sondern man erwirbt sie sich. Wer also Geld hat, der hat auch Geltung. So verspricht es zumindest das Unterbewusstsein. Also gelten arme Künstler nichts, obschon sie meist handwerklich tätig, kreativ und geistig aktiv sind und versuchen, die (Über)Sinnlichkeit zu materialisieren. Und reiche Chefs, die erwerben ihre Geltung mit dem verdienen von Geld, also mit Nichts.
Am Anfang war doch das Talent, dann der Tausch und erst die späte Erfindung des Münzgeldes - siebentausend Jahre vor der Zeitrechnung - machte das Talent zu einer noch abstrakteren Form der toten, erstarrten Materie, mit der man sich zwar nichts Abstraktes, Unfassbares oder gar Emotionales kaufen, aber zumindest die Zukunft materiell sichern kann - sofern die Banken mit ihnen mitspielen wollen. Wer ein Talent besitzt, hat demnach auch Zeit, und wenn er es versteht, sein Talent zu nutzen, auch Geld. Wer nur funktioniert, der hat kein Talent und keine Zeit, bloss Geld, welches wahrscheinlich auf seinem Konto verfaulen wird, bis nicht nur seine Urenkel, sondern auch die Banken rotten.
Ein Top-Manager, der mehr verdient als er verdient oder ausgeben kann, aber keine Zeit besitzt, der verdient logischerweise zuviel Geld, weil ihm die Freizeit fehlt, um shoppen zu gehen, um den Luxus, den er sich kaufen könnte, zu geniessen - und somit auch zuwenig Zeit um sich von den sogenannten wahren Werten - wie Genuss, Emotion oder Treue, Mut, etc - verführen zu lassen. Auch das sollte man gelten lassen, schliesslich kann er sich zwar keine Zeit erwerben, aber Geltung.

Ergo: Leute, die zuwenig Zeit haben, besitzen zuviel Geld und solche, die Zeit hätten, haben aber dafür kein Geld. Zeit ist also nicht Geld, vorallem ist es nicht mein Geld! Zeit kann zwar Geld sein, aber es ist das Geld meines Chefes, nicht meines. Weil ein Künstler aber nicht nur kein Geld hat, sondern auch keinen Chef, ist Zeit für den Künstler auch kein Geld, nicht einmal jenes seines Chefes. Wer also Geld will und zuviel Zeit hat, der soll sich einen Chef suchen.
In beiden Fällen gilt jedoch: "Don't give a fuck about it!"

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gewagte Worte! Ehrlicher Blog! Braucht es Mut dazu? Nein! Denn wie unser Literaten-Marcel letzten Freitag weise aussprach, werden wir, hier zumindest, nicht mehr mit militärischen Zensoren bedroht - also; auf geht's!
Wortlieb, schreib weiter unbeeinflusst Deine Gedanken nieder und inspiriere, sprich aus, was in Ueberlegungen vieler Köpfe umhergeht und doch niemand mehr sagt! Jedenfalls: es regt zum Denken an, also denkt! DANKE sagt die Vernier

Anonym hat gesagt…

Banken sind Schweine und Bankiers ihre Schlächter!
Regt an, der Blog!