[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten

Montag, 1. Dezember 2008

Massen für die Masse!

An den vorangehenden Artikel anknüpfend, denken wir weiter...

Doch der Zirkus handelt nicht nur um Schönheit, Wohlgeruch und Gesundheit, sondern merkt man es dem sich spiegelnden Menschen auch bei gesellschaftlicheren Dingen an, dass er sich spiegelt. Seltsamerweise wirft der sich spiegelnde Mensch zum Beispiel auch gerne mal bunte Klosteine in die Spülung seiner Toilette oder hängt mit Delfinen verzierte Klohygienesteine an den Schüsselrand. Wir färben das Wasser im Klo blau und machen Trinkwasser ungeniessbar, nur um uns davor hinwegzutäuschen, das Kot braun ist.
Der sich spiegelnde Mensch lebt schnell, reist schnell und behauptet, er fände sich selbst auf den Reisen. Er findet sich nicht in seinem zuhause oder gar in seinem Körper selbst, in der Psyche, sondern in einem asiatischen Dorf mit dem Namen Sau Nikon.

Sauberkeit, Schönheit und Gesinnungszugehörigkeit beginnen Zuhause. Sauber muss das Heim sein, dank dem Duftbeton auch gut riechen muss es, schön eingerichtet mit Möbeln, die der Nachbar auch haben könnte. Statt aus alt Neu zu machen, macht man aus alt Müll und kauft sich alles neu. Schliesslich kauft sich der sich spiegelnde Mensch lieber ein Billy oder einen Svensön, statt einen Sessel oder ein Holzregal. Die Möbel müssen nicht nur praktisch sein, günstig, stilvoll und nach Möglichkeit alle Facetten des sich spiegelnden Menschen preisgeben, sondern von einem Designer kreiert worden sein zum Preis eines Klappstuhls. Ein weisser Tisch zeugt von Reinlichkeit, ein Designer-Kerzenständer von Geschmack, eine Lampe von Alessi gibt dem Möbelhauswohnzimmer einen Hauch von Internationalität, der Sitzsack deutet an, dass man sportlich ist, ein Rückenschonender Bürosessel, bei dem man auf den Knien sitzt und sich die Gelenke zertrümmert, statt den Rücken, zeigt auf, dass man körperbewusst ist und der Sitzball, dass man flexibel ist. Schliesslich ist es einfacher, einen 99 Franken Sessel aus Pressspanplatten und Schaumgummiimitat alle 5 Monate zu entsorgen, als einmal in der Woche Möbelpolitur für den Chippendale -Sessel zu benutzen. An einem Regal aus einem billiggrossverteilenden Möbelhaus hängen schliesslich auch nicht so viele Erinnerungen und Verpflichtungen, wie an einem lästigen Erbstück der Urgrosstante. Frei nach dem Motto: Massen für die Masse, statt Einzelstücke für Indiviuen.

Wer mehr Schnapsflaschen und Underbergs in der Heimbar stehen hat, der hat bereits gewonnen, wer mehr Handtaschen besitzt als Haare, ist Sieger, wer mehr Schnäppchen gejagt hat, ist König, wer nach DauerIrischMoos duftet, ist Kaiser, Aronal und Elmex-Putzer sind Ikonen und die Besten von allen sind die Designer-Label-Sammler und -Jäger. Ob bei der Kleidung, bei Zahnpaste oder bei Parfüms; ein Designer-Duft muss länger duften bis er verduftet, eine Designer Hose made by Children in China muss nicht nur teuer sein, sondern auch noch hotter und cooler, eine Designerzahnpasta muss die Zähne ebenfalls noch plombieren falls nötig und ein Designer-Kräuter-Schnaps muss mindestens 800mal trinkbar sein.

Denken Sie daran: "Abundance is expendable!"

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