Der sich spiegelnde Mensch - diesmal auf der Suche nach einer stinkfreien Zone – putzt und wäscht sich täglich mehrmals mit duftendem Duschgel, anregender Oxygenekernseife, besprüht sich selbst mit alkoholisiertem Wasser, um die eigenen Düfte zu verstecken und anderen etwas vorzuduften. Doch selbst die saubersten sich spiegelnden Menschen finden unter ihren eigenen Achseln ebenfalls Geruchsmoleküle der unangenehmsten, natürlichen Art. Seit der Mensch herausgefunden hat, dass auch Düfte sexy sind und schön machen können, gibt es Parfüms in allen Variationen, in allen Duft-Richtungen, zu jeder Gelegenheit und für jede Nase. Wer nicht duftet, als ob er eine Nacht im irischen Moos verbracht hätte, den kann man bald nicht mehr riechen. Deodorant und Antitranspirant, Parfüm, After Shave, BevoreShave, WhileShave, AfterShaveBalm, Eau de Cologne, Au de toilette und Eau de Popo helfen uns dabei, unsere Körpergerüche so zu definieren, wie wir durften wollen. Doch das Deodorant wird nicht bloss bei Achselnässe und gegen Schwitzelemente benutzt, sondern auch in ganzen Räumen mit den sogenannten Raumdeodorants wie es politisch korrekt heisst. Diese Raumsprays waren der Anfang der Technologisierung der Räucherstäbchen. Die Raumsprays werden abgelöst von den Steckdosenduftsprays, die automatisch in minutentaktischen Interwallen ihre Duftnoten absondern und diese werden in Zukunft abgelöst werden von Häusern, bei denen wir beim Mauerbau Duftessenzen mit „Oceans-Summer-Fresh“-Aroma dem Betongemisch hinzugeben, so hat man ein duftes Zuhause. Im Badezimmer, Im Wohnzimmer, auch in der Küche muss es duften nach irischem Moos, statt nach europäischem Essen. Duftsteine und weiteres verbessern das häusliche Klima und sogar für Esoteriker gibt es dufte, rein bodengehaltene, ätherische Öle, die auf Duftlämpchen geträufelt werden und zeitgleich auch die Aura schützen vor dem Gelbzahnschrecken und der Raucherbeinpanik. Hauptsache es duftet nach etwas anderem als nach Luft. Am liebsten soll es nach Frisch geputzt riechen, auch wenn nicht frisch geputzt ist. Nebst der eigenen Hygiene ist beim sich spiegelnden Menschen natürlich auch die Sauberkeit ein wichtiges Thema. Alles muss sauber sein vom klinisch reinen Wohnzimmerteppich über die weisser als weissen Vorhänge, die sterilen Flurfliesen bis hin zu der antibakteriell versiegelten Küchenablage. Frisch duften und hygienisch sauber sein muss das Haus, rauchfrei und staubfrei wie wir selbst, damit der verweichlichte sich spiegelnde Mensch nicht eine Bakterie einatmet, die ihn vielleicht altern lässt oder krank macht. Dass wir als Kinder auch Dreck gegessen haben, wurde vergessen. Wenn aber wiederum die Kinder der sich spiegelnden Menschen Dreck fressen wollen, dann besorgen ihnen ihre Eltern rein biologischen Dreck von glücklichen Böden, kultiviert mit freilaufenden Gräsern. Radikal säubern wir unsere Umgebung, systematisch reinigen wir unser äusseres Leben und binden uns Gesetze auf, die sinnloser nicht sein könnten. Der sich spiegelnde Mensch wohnt gerne in der Stadt, bestellt sich aber dann Alpenluft aus der Dose, um dran zu schnuppern, weil die Smogabgase der Stadt schliesslich stinken, krank machen und schmutzig sind. Wer einen Hund streichelt kommt ins antiseptische Vollbad und wer nicht sitzt beim Pinkeln, dem wird das Zipfelchen abgeschnitten, wer Zucker isst, der muss Zähne putzen und wer die Zähne putzt, der raucht auch nicht. So einfach gehen Putzteufelchen und Zahnteufelchen Hand in Hand, denn erst wenn es dem sich spiegelnden Menschen nicht stinkt, wird er herausfinden, dass der Betrug – eben nicht nur bei seinem Augapfel liegt, sondern eben auch – in seiner Nase steckt.
[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten
Montag, 1. Dezember 2008
Parfümduschen zum Verduften!
An den vorherigen Artikel denken wir anknüpfend weiter...
In diesem Sinne: „Don’t stick your finger in your nose!“
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