[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten

Sonntag, 23. November 2008

Rabatt-Jäger sind auch bloss Sammler...

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Angefangen hat es doch wohl mit den holländischen Tulpen. Dann wurden es Rosen ohne Dornen, keine Mimosen oder Pissnelken, sondern indische Lilien, äthiopische Orchideen. Also macht sich der jagende Mensch auf, dem sammelnden Menschen ein solch extravagantes Blütenkraut zu jagen, zu finden, als Beute dem sammelnden Menschen zu bringen und dafür als Dank wiederum eine Trophäe vom sammelnden Menschen zu erhalten, schliesslich geht es ums Geben und Nehmen. Weil jede Tulpe jedoch heimlich eine Rose sein will, sieht sie nicht, dass man auch Freude an den Tulpen haben kann und deshalb jagt der Mensch nicht nur nach Emotionen oder sammelt Veilchen und Vergiss-Mein-Nicht, sondern er sammelt alles, was ihm lieb geworden ist. Noch modernere Einkaufszentren bedienen den modernen sammelnden Menschen, der – womöglich für den Winterschlaf – so viel sammeln will wie nur irgendwie möglich. Eine einfache Veranschaulichung ist das Sammeln von Schuhen, Handtaschen oder eben Affären und nicht zuletzt das Sammeln von Geld. Kapitalismus funktioniert nur dank des Sammlerinstinktes des angeblich modernen Menschen. Ob Marken, Noten oder Gold; wer genug Geld sammelt wie Dagobert Duck, kann schwimmen im Geld, weiss, dass Geld nicht stinkt und auch, wie man es ausgibt. Der sammelnde Mensch hortet alles, braucht stets der letzte Schrei oder zumindest das letzte Paar Schuhe, um eine vordergründige, kurzlebige Befriedigung zu verspüren. Befriedigung gibt es dem sammelnden Menschen, wenn er das gesammelte Geld ausgeben kann für etwas, was er eben auch noch sammelt. Der Sammler-Champion ist jedoch der, welcher seinen Sammlertrieb ungehemmt im Kaufhaus im Kaufrausch auslebt, sich gehen lässt, begleitet von subtiler Werbung, die nur den Urinstinkt des Sammelns ansprechen. Ein gutes Anschauungsobjekt ist hier die Küche. Eine Pfanne reicht schon lange nicht mehr. Es braucht eine Bratpfanne, eine Dampfkochtopfpfanne, eine Niedergarpfanne, ein Set Teflon-Pfannen, eine Spargelpfanne, eine Eierpfanne, einen Wok, eine kleine Pfanne, eine grosse, eine ganz grosse Pfanne und eine Bettpfanne. Elektrische Messer, Mixer, Entsafter, Brotbackmaschinen, was man eben so braucht im alltäglichen Leben. Natürlich bietet der Megastore um die Ecke genau das an, was wir schon immer brauchten, um uns endlich glücklich zu fühlen. Ganz anders als der sammelnde Konsument, ist der jagende Konsument, der so genannte Schnäppchenjäger, oder auch Rabatt-Jäger genannt. Sie begnügen sich mit kleinen Dingen. Sie jagen nach den günstigsten Pelati-Konservenbüchsen, die normalerweise für 60 Rappen angeboten werden, aber die Rabatt-Jäger haben sie gefunden: Die Pelati-Konservenbüchse für 50 Rappen abzüglich 15% Rabatt. Stolz werden sie von anderen sammelnden Rabatt-Jäger gelobt und gefeiert, denn niemand außer sie erhalten die Pellati-Büchse für 42einhalb Rappen. Sieg, Punkt, Heureka!

Sammeln wir weiter: "Collect yourself!"

Jagen Sie Blumen!

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Angefangen hat alles mit dem Jagen und Sammeln. Der Mensch war schon immer ein Jäger und ein Sammler. Er jagte Sammelnde und er sammelte Jäger. Die Menschen sammelten sich schon von Anbeginn gegenseitig. Auch heute wird gesammelt und gejagt. Die männlichen Menschen jagen weibliche, die weiblichen Menschen lassen sich jagen und sammeln dabei die männlichen. Dabei handelt es sich um eine typische Win-Win-Situation, denn finden beide zusammen, haben beide gewonnen. Sie hat einen Kerl, eine Liebelei oder ein Karma mehr in ihrer Sammlung und er hat seine Jagd ebenfalls erfolgreich beendet. Hat der jagende Mensch erst mal die Beute erledigt und beschlagnahmt, so hält er sie mit stolzgeschwellter Brust an der Schulter, legt seinen Arm um sie und markiert sie so für andere. Kommt ein anderer Jäger in die Nähe seiner Beute, wird der jagende Mensch sein Revier verteidigen und seine Trophäe mit Prügelstrafe oder mit Intrigen beschützen. Der sammelnde Mensch hingegen genießt es zeitweilen, wenn ein Jäger ihn beschützt, jedoch wird es ihm meist schnell zu anspruchslos, weil man beim blossen Betrachten einer solcher Revier-Schlägerei oder einem Kabalen-Spiel weder sammeln noch jagen kann.

Beim Balzverhalten verhalten sich Sammelnde und Jagende jedoch ähnlich. Die sammelnden Menschen haben viel mehr Freude an einem Blumenstrauss als die Jagenden. Wenn der sammelnde Mensch einen Blumenstrauss erhält, dann denkt er daran, wie man für ihn in der Blumenwiese stand und Sti(e)lblüten sammelte, um sie dann zusammenzubinden und jemandem zu geben, der wirklich Freude daran hat. Jemandem der das Sammeln zu schätzen weiss und das sind eben nur die sammelnden Menschen. Da kommen die ganzen Blumengeschäfte gerade richtig, die es dem jagenden Menschen das Sammeln erleichtern und dem Sammelnden vortäuschen, dass diese Blumen noch von der Wiese stammen, wie man den Strauss anno dazumal pflückte.

Ganz im Sinne von: "Love showers brings May flowers"

Sammeln Sie noch oder jagen Sie schon?

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Zum Beispiel fragen wir uns, weshalb wir stets mehr einkaufen, als auf dem Zettel steht. Oder weshalb wir etwas kaufen, was wir gar nicht bräuchten, aber wir kaufen es, weil es 50% Rabatt auf diesem Gerät gibt. Wir fragen uns, woher auch die Gier des Geldes kommt, woher die Gier etwas zu besitzen.Wir fragen uns, worin der Sinn besteht, eine Anhäufung von Materialien anzuschaffen.


Es geht ums Sammeln.


Fragt man also einige Sammler, so sind die Beweggründe für ihre Leidenschaft genauso vielseitig wie die begehrten Gegenstände selbst. Freizeitbeschäftigung, Anhäufung von Erinnerungsstücken, geschichtliches Interesse oder schlicht die Freude an der Schönheit von Kunstobjekten. Doch wissenschaftlich betrachtet, geht es oft um ganz etwas anderes.


Der Hang zum Sammeln ist Teil unserer Entwicklungsgeschichte und damit in jedem von uns. Der Urmensch lebte als Jäger und Sammler. Je mehr er jagte oder sammelte, umso erfolgreicher war er. Und nur wer erfolgreich war, konnte seine Gene weitergeben. Ein evolutionäres Belohnungsprinzip. Das Sammeln von Gegenständen ist ein Bedürfnis das in jedem von uns steckt, es ist ein ganz archaisches Gefühl. Heute sammeln wir scheinbar sinnlose Gegenstände und sammeln sie nicht zum Überleben, sondern, weil sie uns Freude bereiten oder für Genugtuung sorgen. Das ist so, weil in uns immer noch die gleichen Hormone ausgeschüttet werden, wie beim Urmenschen. Beim Kauf eines Sammlerstückes belohnt uns Serotonin mit positiven Gefühlen, ein Hormon, das innere Harmonie verbreitet. Außerdem wird Endorphin freigesetzt, ein körpereigenes Opiat. Es sorgt für ein euphorisches Glücksgefühl. Der Botenstoff Oxytocin, das so genannte "Kuschelhormon", sorgt für eine enge Bindung zwischen Sammler und Objekt. Ein ganzer Hormoncocktail, der früher den Urmenschen dazu anregte, immer mehr zu sammeln. Und das funktioniert auch heute noch. Verantwortlich dafür ist die Sucht nach dem Kick, den die "Beute" im Körper auslöst. Während des Kaufes werden massenhaft Adreanalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Der Blutdruck steigt, das Herz rast – ein positiver Stress setzt ein. Aber der Kick hält nicht lange an. Denn kaum ist die "Beute" erlegt, sinkt der Hormonpegel auch schon wieder. Was bleibt, ist Ernüchterung. Und der tiefe Wunsch nach dem nächsten Rausch, nach dem nächsten Sammelobjekt.
In diesem Sinne: "Look sharp-eyed!"

Zeigen Sie Zähne!

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Wo fing dieser zur Zeit herrschende Schönheitsfanatismus, dieser Perfektionsidealismus, dieser Gefallsuchtswahn eigentlich an? Ich denke, es fing an mit dem Zähneputzen. Zu dem Zeitpunkt, als es nicht nur die Zahnfee gab, sondern auch noch der Zahnteufel dazukam und er plötzlich allgegenwärtig war, reichte es auch schlagartig nicht mehr, sich bloss einmal am Tag die Beisserchen zu reinigen, sondern der Mensch erfand Elmex- und Aronal-Paste; die eine für den Abend, die andere für den Morgen. Dann reichte es nicht mehr aus, sich nur zweimal täglich die Zähne zu putzen, sondern man musste dreimal, dann steigerte sich unser gesundheitliches Verlangen und wir mussten auch noch Mundwasser gegen schlechten Atem verwenden, später war es uns wichtig, dass nebst dem Zähneputzen auch noch das Zahnfleisch massiert würde, somit musste eine Zahnbürste erfunden werden, mit der man keine Tomaten zerquetschen kann, mit einer biegsamen Gelenkkopfbürste und flexiblen, fein abgerundeten Borsten. Jedenfalls muss nicht nur die Borste der Bürste stimmen, sondern natürlich auch der Griff, am besten sollte er weichplastikgenoppt umpolstert sein, damit unsere Finger nicht so sehr ermüden beim Zahndeck schrubben...oder am liebsten einen Bürstengriff, der so angenehm in der Hand liegt, dass man die Bürste gar nicht mehr aus derselben legen möchte. Gesagt - getan; Gedacht - erfunden.
Kurze Zeit später ersetzte die elektrische Zahnbürste die manuelle Handzahnbürste. Wie man weiss, ist dort noch lange nicht das Ende der Zahnputzära, sondern es ging dann weiter mit Mundspülungen, welche die restlichen vom Auge nicht sichtbaren Bakterien aus unseren Zahnzwischenräumen entfernten, die grüne Mundspülung für vor der Zahnputzaktion, die blaue für nachher. Diese gab es natürlich in verschiedenen Aromen, denn das Mundgefühl ist uns parallel ebenfalls sehr wichtig geworden und nun gibt es von Pfefferminz- bis IrischMoos-Geschmack alles.
Dann aber befriedigten uns die Mundspülungen nicht wirklich und wir erfanden die Zahnseide, bei der sich jeder Grobmotoriker wieder das Zahnfleisch verletzte und gleich danach die Zahnwundsalbe auf die massierten, aber blutenden Zahnfleischstellen draufschmieren konnte. Dann waren wir endlich soweit, dass wir mit der elektrischen Zahnbürste dreimal täglich die Zähne putzten - morgens mit Aronal, abends mit Elmex und mittags mit einer Zahnpasta namens "dekaDENT" – und mit Mundspülung, Zahnseide und Mundwasser gegen schlechten Atem unsere Zähne bei bester Gesundheit hielten.
Doch auch dies reichte uns immer noch nicht, denn es kommt schliesslich nicht nur auf die Gesundheit an, sondern zusätzlich auch noch auf die Schönheit der Zähne. Deshalb gehört heutzutage zu einer gepflegten Zahnpflichtausstattung ebenfalls auch einmal in der Woche eine Paste, die unsere Zähne so weiss macht, wie von Ariel höchst persönlich gereinigt und wir benutzen mittags nicht irgendeine Zahnpasta, sondern eine, welche die freiliegenden Zahnhälse schont und vor Zahngefrierbrand schützt. Heute sind wir soweit, dass wir nach jeder noch so kleinen Mahlzeit, vom Apfel bis zum Abenddinner, den Kampf gegen Karies, Zahnstein und Plaque antreten und nicht zu vergessen ist die Einführung der Zahnputzkaugummis und Mundwasser für Unterwegs, damit wir ein weisseres, strahlenderes, atemfrischeres Lächeln haben, als alle anderen nur Aronal- und Elmex-Konsumenten. Die psychologischen und Physiologischen Folgen daraus sind: Bulimie, Diabetes, Zuckerphobie, Zahnsteinangst, Plaquefurcht, Freiliegende-Zahnhals-Panik, Mundgeruch-Sorge und Gelbzahnschrecken. Was ich in einem solchen akuten Fall von mündlicher Hygiene tun würde?
"Keep smiling by the smiling sky!"

Mut zur Hässlichkeit!

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Eigentlich hat der Mensch doch auch Angst vor Schönheit, weil sie uns aufzeigt, wie unsere eigenen Mängel aussehen. Im direkten Vergleich beginnt dann der nicht allzu schöne und nicht allzu selbstsichere Mensch sich selbst dafür zu hassen. Weil Schönheit aber eben von Innen kommt, vermittelt derjenige stattdessen seinen Hass gegen sich selbst nach Aussen und wird somit für die Aussenwelt hässlich. Schönrederei und Weisheiten wie „Schönheit kommt von Innen“ bringen den vergleichenden, narzissenhaften Menschen dann auch nicht mehr von dem Gedanken ab, sich hässlich zu finden. Trost gibt es hierbei keinen - aber Einsichten; denn Schönheit allein erregt bloss ein interesseloses Wohlgefallen des einzelnen Betrachters, es gefällt einfach bloss durch sich selbst, ohne eine tiefere Begierde oder einen hervorragenden Reiz zu wecken und ohne einer Nützlichkeit unterworfen zu sein. Deshalb steht die Liebe über jeder Schönheit: Damit nämlich die Hässlichen auch lieben dürfen, macht Liebe bekanntlich blind und weil Schönheit immer blendet, gibt es immer jemand, der in eine Schönheit verliebt ist: Jedes hässliche Entlein wird somit mit dem Prinzen auf dem Schimmel davon reiten können und auch jeder Narr wird seine Herzdame finden, die blind genug ist, einen Frosch zu küssen. „Gefallen macht Liebe“ und deshalb spielt die Schönheit in Liebesangelegenheiten kaum eine Rolle. Schönheit eilt, da sie selbst nicht von Dauer ist und in der heutigen Zeit von Hektik und Hast bewegt sich bloss die Hässlichkeit gemach, wie ein chinesisches Sprichwort sagt. Was ist aber dagegen auszusetzen, in aller Gemütlichkeit jemanden als schön zu empfinden, jemanden langsam kennen zu lernen, mit jemandem in aller Ruhe zu philosophieren und jemanden behutsam gut zu finden? - Schönheit vergeht, Tugend besteht. Schliesslich bringt Schönheit kein Wasser zum Kochen und von ihr wurde auch noch niemand richtig satt. Es sind doch auch immer die schönsten Blumen, die zuerst welken und es ist das Unkraut, das nicht vergeht. Da es auch immer bloss die hübschen Vögel sind, die man in den Käfig sperrt, ist es vielleicht sogar eine Tugend, unschön zu sein und Mut zur Hässlichkeit zu beweisen. Der sich spiegelnde Mensch verbringt aber seine Zeit mit der Schönheit, um sich abzulenken. Wozu jedoch dient also diese Jagd nach einem Schönheitsideal, welches sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ändert, nie das selbe war und nie das selbe sein wird?

Was ich dazu sage? Stay original!

Das diktatorische Auge!

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Auf dem Weg zur Gefallsucht beginnt der sich spiegelnde Mensch, "sich schön zu machen" – wie man so schön sagt. Doch kann er nicht chirgurgengleich sein Äusseres verändern, bloss seinen Schein. Schönheitscremes, Kosmetik, stilvolle Accessoires, Wonderbra’s, ausgestopfte Unterhosen und teure Kleidung täuschen zwar nicht ihn, dafür aber die Anderen hinweg über Unzulänglichkeiten, die er an sich sieht. Ob die Anderen jedoch die selben Unschönheiten an ihm sehen, weiss er nicht und trotzdem begeht er den Weg zum Friseur, zur Massagesitzung, zur Mani- und Pediküre, zur Farb- und Stilberatung und in ganz zweifelhaften Fällen eben zum Chirurgen. Bekanntlich muss leiden, wer schön sein will und deshalb zupfen sich die weiblichen sich spiegelnden Menschen ihre Haare überall dort, wo es nach modernem Standart gerade als unschön gilt und dies ist zum aktuellem Zeitpunkt überall - ausgenommen natürlich dem Haupthaar und einer dünnen Haarlinie über den Augen. Er schminkt sich auch das Gesicht, die Falten weg, die Lippen hervor, die Fingernägel länger, die Wimpern voluminöser, die Wangen schmaler, träufelt Augentropfen, damit seine Pupillen grösser wirken und zwängt sich in alter Tradition in Klamotten, die zugeschnürt noch besser aussehen lassen. Der sich spiegelnde, männliche Mensch hingegen rasiert sich die Brust und die Wangen - ein Drei-Tage-Bart ist weitgehend erlaubt -, die Beinbehaarung gilt wiederum als männlich; also bleibt sie stehen. Er wirft sich in uniformale Schale, in der ja bekanntlich jeder gut aussieht. Um die grauen Schläfen oder die Glatze braucht er sich nicht zu kümmern, schliesslich sieht es sexy aus, denn auch ein alter Büffel kann schöne Hörner haben. Seit der Mensch herausgefunden hat, dass auch Düfte sexy sind und schön machen können, gibt es Parfüms in allen Variationen, in allen Duft-Richtungen, zu jeder Gelegenheit und für jede Nase. Mit wenig Kosmetika und Accessoires lässt sich die Symmetrie des Gesichtes wieder berichtigen und blendet den visuellen Menschen mit Masken und Fassaden. So verwandeln sich die sich spiegelnden Menschen in Aphroditen und Syrenen, in Adonisse und Davids und täuscht sich gegenseitig vor, schön zu sein.
Es stimmt zwar, dass Schönheit auch eine Macht und das Lächeln ihre Waffe ist, jedoch ist der sich spiegelnde Mensch im Besitz einer noch durchschlagenderen, gewaltigeren Waffe; seinem Auge. Einerseits sind die Augen die Spiegel der Seele, welche sein Inneres nach Aussen reflektieren, andererseits sind sie die härtesten Scharfrichter, welche die Gesellschaft dahinführt, äusserlich makellos zu werden. Dieses stetige Streben nach Verfeinerung des Geschmacks, der Sinne, insbesondere des Sehsinns, dieser unaufhörliche Versuch, eine allgemeingültige Definition von Schönheit zu finden und der Ehrgeiz nach äusserer Perfektion bringt auch grosse Probleme mit sich. Erste Anzeichen sind hier Magersucht und kosmetische Chirurgie. Enden wird es mit einem Diktat einer definierten Schönheit, vielleicht sogar mit einem weiteren Versuch einer schönen Rasse, wobei der Diktator hierbei eben bloss das vergleichende Auge des sich spiegelnden Menschen sein wird. Der Sehnerv, der bereits heute über Geschmack, über Hass und Hässlichkeit bestimmt, indoktriniert dem sich spiegelnden Menschen, was er kaufen, wen er wählen, wie er leben soll und nicht zuletzt: was er ist. Vergessen wird, dass die Perfektion jedoch nie makellos ist, sondern das Perfekte ist eben schön trotz und gerade wegen des Makels.
In diesem Sinne: Stay tuned!

Alles schön & gut?

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Die Menschheit ist um eine Gattung reicher geworden. Nach dem denkenden Mensch kommt nun folgend „der sich spiegelnde Mensch“. Er spiegelt sich äusserlich und dies drängt ihn zur Frage: „Bin ich schön?“. Aber er spiegelt sich auch innerlich, in der Reflexion oder im Zweiergespräch, dies wiederum zwingt ihn zur Frage: „Bin ich gut?“. Das Gute und das Böse, das Schöne und das Hässliche: Das sind die bedeutendsten Begriffe des sich spiegelnden Menschen, der stets gut und schön sein will. Die Geschichte des sich spiegelnden Menschen beginnt nicht etwa bei der Erfindung des Spiegels selbst, sondern bei der Entdeckung der Spiegelung. Narziss – allen voran – verliebte sich sogar in das Bild, welches ein stilles Gewässer von seiner Selbst reflektierte und so legte er den Grundstein für eine neue, moderne Gesellschaftsgattung. Mit der kritischen Betrachtung seines Äusseren analysiert der heutige Mensch seine körperlichen Unzulänglichkeiten und setzt sich selbst somit auf eine Stufe in der Evolution, die weder schön noch gut ist. Da jedoch Schönheit und Verstand selten im selben Hause wohnen, Schönheit in sich selbst ruht und Verstand niemals schläft, ist es selbst für den denkenden Menschen ein schwieriges Unterfangen, sich zu spiegeln. Es ist die Gratwanderung zwischen Selbstgefälligkeit und Bescheidenheit, die den denkenden Menschen zum sich spiegelnden Menschen gemacht hat. Der sich spiegelnde Mensch macht alles für die eigene Schönheit, denkt stetig an seine Attraktivität und will für das eine oder andere Geschlecht so reizvoll aussehen wie nur möglich, aber auch - und nicht zuletzt -, um an seiner Selbst, dem eigenen Bewusstsein, dem eigenen Wertgefühl Gefallen zu finden.

Da die Schönheit in ihrem Ganzen nicht definierbar ist, kann man Schönheit bis dato, wie die Liebe, bloss umschreiben. Schönheit kann die Liaison zwischen Auge und Körper, die Ehe zwischen dem Wahrhaftigen und der Phantasie, die Grenze zwischen dem Scheinenden und dem Scheinbaren, aber auch die Liebe zwischen Ethik und Ästhetik sein, jedenfalls ist Schönheit eine Göttin mit vielen Gesichtern. Schliesslich und endlich ist es jedoch die Ästhetik selbst, die einzig und allein etwas als schön empfinden kann, was scheinbar äusserlich scheint. Das ästhetische Auge fragt sich jedoch nicht, ob es selbst schön sei, sondern was es Schönes zu sehen gebe. Da wir aber dem eigenen Auge keineswegs so sehr trauen wie einem fremden Auge und dem Geschmack eines Aussenstehenden, benötigt der Mensch eben stets ein Gegenüber zum Reflektieren und zum Definieren der eigenen Schönheit und im besten Falle auch zur Bestätigung. Aus dem selben Grund umgibt sich der sich spiegelnde Mensch ebenfalls gerne mit schönen Dingen. Er kauft sich ästhetische Kunst, hört schöne Musik, möbliert seine schöne Wohnung mit noch schöneren Einrichtungsgegenständen und nicht zuletzt liebt er einen schönen Partner. Er lässt sich umgeben von jeder Schönheit, um sich selbst in diesen Dingen darin widerspiegeln zu können und sich dadurch selbst schön - oder schöner - zu fühlen. Denn Schönheit lebt nur durch den Vergleich.
Wer also vergleicht, ist von vornherein hässlich, also bitte ich Sie: Stay beautiful !

...die Fortsetzung dieses Gedankens folgt...

Dienstag, 11. November 2008

Über die Seele und die tote Materie

Nebst der Antiken Globalisierung gibt es eben auch noch eine etwas esoterischere Weltanschauung. So denken wir an den vorangehenden Blog anknüpfend weiter.

Als Kind ist man vollkommen, man hat das Gesicht, das die Natur einem gab, dann verliert man die Naivität, später dann auch die Fähigkeit zu Staunen, die Neugier und so bekommt man ein vom Leben gezeichnetes Gesicht. Zuletzt verliert man schliesslich noch die Freude und man hat dann das Gesicht, das man verdient. Das Leben geht nicht spurlos an einem vorbei, jede Falte und jede Narbe am Körper ist eine Trophäe über das Leben. Die Entwicklung der Menschheit jedoch verändert sich auch.

Die Natur erschafft nur Natürliches. Was der Mensch erschafft, ist sächlich oder eben menschlich. Je mehr die Menschen sich vom Natürlichen entfernen, desto mehr werden sie eben bloss menschlich. Je menschlicher wir werden, je unnatürlicher werden wir folge dessen. Ob das eine gute Entwicklung sei, ist die selbe Frage, wie die Frage nach dem sogenannten Guten im Menschen. Ich jedenfalls glaube eher an das Böse in ihm! Ein jüdisches Sprichwort besagt, dass jedes Wesen einen Samen des Guten in sich beherbergt; aber was bringt dieser Samen, wenn er auf unfruchtbarem Boden genährt wird. Die meisten Menschen sind einfach nur tote, unbeherzte Materie und um sich ihr Dasein zu beleben, sind sie eben geistlos und frei von Witz und Charme. Es gibt eben nicht nur junge und alte Seelen, sondern auch grosse und kleine. Wer hasst, Krieg anzettelt oder betrügt, der hat – wenn überhaupt – eine sehr kleine Seele. Ich rede nicht nur von Kriegern und Mördern, sondern auch von Rufmördern, Neidern und Lügnern. Die Seele allein ist noch kein Garant für das Gute im Menschen. Hasserfüllte Menschen, die wegen ihrer Seelenlosigkeit alle anderen Menschen in ihren Abgrund ziehen wollen, in ihren eigenen persönlichen Schlund des Hasses, um sich selbst besser zu fühlen, sind eben menschlich und nicht (mehr) natürlich. Wer sich zu Lebzeiten nur mit gut-beseelten Menschen umgibt, der wird selig und seine Seele ist versüsst; von den anderen kann man nicht mehr erwarten als Sauerstoffe in Form ihres eigenen Grams, der die Seele verbittert. Gute und grosse Seelen sind musisch und emotional; sie helfen, wenn sie können und sie lieben!

Menschlich ist, dass man zu dumm, zu faul oder zu blind wird, um die wahren Dinge des Lebens zu erkennen. Alles ist so kopflastig geworden und somit auch sehr trostlos. Wer immer nur denkt, der ist nicht beseelt, sondern der funktioniert bloss noch. Ich bin aber nicht verdrossen; ich liebe das Leben, ich liebe die Menschen und ich liebe vor allem Frauen, die zu meiner Seele passen. Die Seele ist das einzige Ewige und der Körper vergänglich. Deshalb ist es wichtig, dass man auf seine Seele achtet, sie und die Liebe sind die beherztesten Gaben des Lebens. Man muss die Seele streicheln, statt ficken, man muss sie hegen, statt verdorren zu lassen, man muss sie zurück zu den Wurzeln führen, statt sie zu Menschen zu machen und man muss sie unterhalten, statt sie zu prostituieren. Das Musische ist es, was die Seele beflügelt. Die Wesen, die dieses Leben auskosten, sind die Kinder und die Tiere. Niemand ist so musisch wie Kinder; sie spielen Theater, sie zeichnen, sie singen, sie hören Musik, sie basteln, sie lachen, sie staunen und sie erfreuen sich über jede Begebenheit, welche die Natur ihnen schenkt. Nur natürliche Menschen können das. Nur musische Menschen. Nur beseelte Menschen. Nur gute Menschen. Obschon ich manchmal immer noch wie ein Kind bin im Inneren meines Herzens, macht es doch so oft bloss den Eindruck, da Humor ein guter Begleiter ist, wenn es um die Wahrheit geht, vielleicht auch, weil ich staunen kann, neugierig bin und Phantasie habe. Kinder haben ihre Phantasie noch nicht verloren und sie träumen noch davon, fliegen zu können – und meine letzten Worte mögen sein: „My soul is flying now!“