[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten

Sonntag, 23. November 2008

Mut zur Hässlichkeit!

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Eigentlich hat der Mensch doch auch Angst vor Schönheit, weil sie uns aufzeigt, wie unsere eigenen Mängel aussehen. Im direkten Vergleich beginnt dann der nicht allzu schöne und nicht allzu selbstsichere Mensch sich selbst dafür zu hassen. Weil Schönheit aber eben von Innen kommt, vermittelt derjenige stattdessen seinen Hass gegen sich selbst nach Aussen und wird somit für die Aussenwelt hässlich. Schönrederei und Weisheiten wie „Schönheit kommt von Innen“ bringen den vergleichenden, narzissenhaften Menschen dann auch nicht mehr von dem Gedanken ab, sich hässlich zu finden. Trost gibt es hierbei keinen - aber Einsichten; denn Schönheit allein erregt bloss ein interesseloses Wohlgefallen des einzelnen Betrachters, es gefällt einfach bloss durch sich selbst, ohne eine tiefere Begierde oder einen hervorragenden Reiz zu wecken und ohne einer Nützlichkeit unterworfen zu sein. Deshalb steht die Liebe über jeder Schönheit: Damit nämlich die Hässlichen auch lieben dürfen, macht Liebe bekanntlich blind und weil Schönheit immer blendet, gibt es immer jemand, der in eine Schönheit verliebt ist: Jedes hässliche Entlein wird somit mit dem Prinzen auf dem Schimmel davon reiten können und auch jeder Narr wird seine Herzdame finden, die blind genug ist, einen Frosch zu küssen. „Gefallen macht Liebe“ und deshalb spielt die Schönheit in Liebesangelegenheiten kaum eine Rolle. Schönheit eilt, da sie selbst nicht von Dauer ist und in der heutigen Zeit von Hektik und Hast bewegt sich bloss die Hässlichkeit gemach, wie ein chinesisches Sprichwort sagt. Was ist aber dagegen auszusetzen, in aller Gemütlichkeit jemanden als schön zu empfinden, jemanden langsam kennen zu lernen, mit jemandem in aller Ruhe zu philosophieren und jemanden behutsam gut zu finden? - Schönheit vergeht, Tugend besteht. Schliesslich bringt Schönheit kein Wasser zum Kochen und von ihr wurde auch noch niemand richtig satt. Es sind doch auch immer die schönsten Blumen, die zuerst welken und es ist das Unkraut, das nicht vergeht. Da es auch immer bloss die hübschen Vögel sind, die man in den Käfig sperrt, ist es vielleicht sogar eine Tugend, unschön zu sein und Mut zur Hässlichkeit zu beweisen. Der sich spiegelnde Mensch verbringt aber seine Zeit mit der Schönheit, um sich abzulenken. Wozu jedoch dient also diese Jagd nach einem Schönheitsideal, welches sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ändert, nie das selbe war und nie das selbe sein wird?

Was ich dazu sage? Stay original!

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