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Angefangen hat es doch wohl mit den holländischen Tulpen. Dann wurden es Rosen ohne Dornen, keine Mimosen oder Pissnelken, sondern indische Lilien, äthiopische Orchideen. Also macht sich der jagende Mensch auf, dem sammelnden Menschen ein solch extravagantes Blütenkraut zu jagen, zu finden, als Beute dem sammelnden Menschen zu bringen und dafür als Dank wiederum eine Trophäe vom sammelnden Menschen zu erhalten, schliesslich geht es ums Geben und Nehmen. Weil jede Tulpe jedoch heimlich eine Rose sein will, sieht sie nicht, dass man auch Freude an den Tulpen haben kann und deshalb jagt der Mensch nicht nur nach Emotionen oder sammelt Veilchen und Vergiss-Mein-Nicht, sondern er sammelt alles, was ihm lieb geworden ist. Noch modernere Einkaufszentren bedienen den modernen sammelnden Menschen, der – womöglich für den Winterschlaf – so viel sammeln will wie nur irgendwie möglich. Eine einfache Veranschaulichung ist das Sammeln von Schuhen, Handtaschen oder eben Affären und nicht zuletzt das Sammeln von Geld. Kapitalismus funktioniert nur dank des Sammlerinstinktes des angeblich modernen Menschen. Ob Marken, Noten oder Gold; wer genug Geld sammelt wie Dagobert Duck, kann schwimmen im Geld, weiss, dass Geld nicht stinkt und auch, wie man es ausgibt. Der sammelnde Mensch hortet alles, braucht stets der letzte Schrei oder zumindest das letzte Paar Schuhe, um eine vordergründige, kurzlebige Befriedigung zu verspüren. Befriedigung gibt es dem sammelnden Menschen, wenn er das gesammelte Geld ausgeben kann für etwas, was er eben auch noch sammelt. Der Sammler-Champion ist jedoch der, welcher seinen Sammlertrieb ungehemmt im Kaufhaus im Kaufrausch auslebt, sich gehen lässt, begleitet von subtiler Werbung, die nur den Urinstinkt des Sammelns ansprechen. Ein gutes Anschauungsobjekt ist hier die Küche. Eine Pfanne reicht schon lange nicht mehr. Es braucht eine Bratpfanne, eine Dampfkochtopfpfanne, eine Niedergarpfanne, ein Set Teflon-Pfannen, eine Spargelpfanne, eine Eierpfanne, einen Wok, eine kleine Pfanne, eine grosse, eine ganz grosse Pfanne und eine Bettpfanne. Elektrische Messer, Mixer, Entsafter, Brotbackmaschinen, was man eben so braucht im alltäglichen Leben. Natürlich bietet der Megastore um die Ecke genau das an, was wir schon immer brauchten, um uns endlich glücklich zu fühlen. Ganz anders als der sammelnde Konsument, ist der jagende Konsument, der so genannte Schnäppchenjäger, oder auch Rabatt-Jäger genannt. Sie begnügen sich mit kleinen Dingen. Sie jagen nach den günstigsten Pelati-Konservenbüchsen, die normalerweise für 60 Rappen angeboten werden, aber die Rabatt-Jäger haben sie gefunden: Die Pelati-Konservenbüchse für 50 Rappen abzüglich 15% Rabatt. Stolz werden sie von anderen sammelnden Rabatt-Jäger gelobt und gefeiert, denn niemand außer sie erhalten die Pellati-Büchse für 42einhalb Rappen. Sieg, Punkt, Heureka!
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