[POETENBLOG]
Das Wochenjournal eines Poeten
Montag, 1. Dezember 2008
Ewiges Leben oder ewige Jugend?
Essen oder gegessen werden.
Wiederverwertung der Werte
Massen für die Masse!
Parfümduschen zum Verduften!
Der sich spiegelnde Mensch - diesmal auf der Suche nach einer stinkfreien Zone – putzt und wäscht sich täglich mehrmals mit duftendem Duschgel, anregender Oxygenekernseife, besprüht sich selbst mit alkoholisiertem Wasser, um die eigenen Düfte zu verstecken und anderen etwas vorzuduften. Doch selbst die saubersten sich spiegelnden Menschen finden unter ihren eigenen Achseln ebenfalls Geruchsmoleküle der unangenehmsten, natürlichen Art. Seit der Mensch herausgefunden hat, dass auch Düfte sexy sind und schön machen können, gibt es Parfüms in allen Variationen, in allen Duft-Richtungen, zu jeder Gelegenheit und für jede Nase. Wer nicht duftet, als ob er eine Nacht im irischen Moos verbracht hätte, den kann man bald nicht mehr riechen. Deodorant und Antitranspirant, Parfüm, After Shave, BevoreShave, WhileShave, AfterShaveBalm, Eau de Cologne, Au de toilette und Eau de Popo helfen uns dabei, unsere Körpergerüche so zu definieren, wie wir durften wollen. Doch das Deodorant wird nicht bloss bei Achselnässe und gegen Schwitzelemente benutzt, sondern auch in ganzen Räumen mit den sogenannten Raumdeodorants wie es politisch korrekt heisst. Diese Raumsprays waren der Anfang der Technologisierung der Räucherstäbchen. Die Raumsprays werden abgelöst von den Steckdosenduftsprays, die automatisch in minutentaktischen Interwallen ihre Duftnoten absondern und diese werden in Zukunft abgelöst werden von Häusern, bei denen wir beim Mauerbau Duftessenzen mit „Oceans-Summer-Fresh“-Aroma dem Betongemisch hinzugeben, so hat man ein duftes Zuhause. Im Badezimmer, Im Wohnzimmer, auch in der Küche muss es duften nach irischem Moos, statt nach europäischem Essen. Duftsteine und weiteres verbessern das häusliche Klima und sogar für Esoteriker gibt es dufte, rein bodengehaltene, ätherische Öle, die auf Duftlämpchen geträufelt werden und zeitgleich auch die Aura schützen vor dem Gelbzahnschrecken und der Raucherbeinpanik. Hauptsache es duftet nach etwas anderem als nach Luft. Am liebsten soll es nach Frisch geputzt riechen, auch wenn nicht frisch geputzt ist. Nebst der eigenen Hygiene ist beim sich spiegelnden Menschen natürlich auch die Sauberkeit ein wichtiges Thema. Alles muss sauber sein vom klinisch reinen Wohnzimmerteppich über die weisser als weissen Vorhänge, die sterilen Flurfliesen bis hin zu der antibakteriell versiegelten Küchenablage. Frisch duften und hygienisch sauber sein muss das Haus, rauchfrei und staubfrei wie wir selbst, damit der verweichlichte sich spiegelnde Mensch nicht eine Bakterie einatmet, die ihn vielleicht altern lässt oder krank macht. Dass wir als Kinder auch Dreck gegessen haben, wurde vergessen. Wenn aber wiederum die Kinder der sich spiegelnden Menschen Dreck fressen wollen, dann besorgen ihnen ihre Eltern rein biologischen Dreck von glücklichen Böden, kultiviert mit freilaufenden Gräsern. Radikal säubern wir unsere Umgebung, systematisch reinigen wir unser äusseres Leben und binden uns Gesetze auf, die sinnloser nicht sein könnten. Der sich spiegelnde Mensch wohnt gerne in der Stadt, bestellt sich aber dann Alpenluft aus der Dose, um dran zu schnuppern, weil die Smogabgase der Stadt schliesslich stinken, krank machen und schmutzig sind. Wer einen Hund streichelt kommt ins antiseptische Vollbad und wer nicht sitzt beim Pinkeln, dem wird das Zipfelchen abgeschnitten, wer Zucker isst, der muss Zähne putzen und wer die Zähne putzt, der raucht auch nicht. So einfach gehen Putzteufelchen und Zahnteufelchen Hand in Hand, denn erst wenn es dem sich spiegelnden Menschen nicht stinkt, wird er herausfinden, dass der Betrug – eben nicht nur bei seinem Augapfel liegt, sondern eben auch – in seiner Nase steckt.
Das Nasenrümpfen-Spiel
POETENblog-lesen macht geil!
Dieser Artikel kann Ihr Bewusstsein verändern...
Der gehetzte Raucher
Trophäensammler sind auch bloss Jäger!
Silva, Panini & Underberg
Sonntag, 23. November 2008
Rabatt-Jäger sind auch bloss Sammler...
An den anknüpfenden Artikel denken wir vorangehend weiter...
Angefangen hat es doch wohl mit den holländischen Tulpen. Dann wurden es Rosen ohne Dornen, keine Mimosen oder Pissnelken, sondern indische Lilien, äthiopische Orchideen. Also macht sich der jagende Mensch auf, dem sammelnden Menschen ein solch extravagantes Blütenkraut zu jagen, zu finden, als Beute dem sammelnden Menschen zu bringen und dafür als Dank wiederum eine Trophäe vom sammelnden Menschen zu erhalten, schliesslich geht es ums Geben und Nehmen. Weil jede Tulpe jedoch heimlich eine Rose sein will, sieht sie nicht, dass man auch Freude an den Tulpen haben kann und deshalb jagt der Mensch nicht nur nach Emotionen oder sammelt Veilchen und Vergiss-Mein-Nicht, sondern er sammelt alles, was ihm lieb geworden ist. Noch modernere Einkaufszentren bedienen den modernen sammelnden Menschen, der – womöglich für den Winterschlaf – so viel sammeln will wie nur irgendwie möglich. Eine einfache Veranschaulichung ist das Sammeln von Schuhen, Handtaschen oder eben Affären und nicht zuletzt das Sammeln von Geld. Kapitalismus funktioniert nur dank des Sammlerinstinktes des angeblich modernen Menschen. Ob Marken, Noten oder Gold; wer genug Geld sammelt wie Dagobert Duck, kann schwimmen im Geld, weiss, dass Geld nicht stinkt und auch, wie man es ausgibt. Der sammelnde Mensch hortet alles, braucht stets der letzte Schrei oder zumindest das letzte Paar Schuhe, um eine vordergründige, kurzlebige Befriedigung zu verspüren. Befriedigung gibt es dem sammelnden Menschen, wenn er das gesammelte Geld ausgeben kann für etwas, was er eben auch noch sammelt. Der Sammler-Champion ist jedoch der, welcher seinen Sammlertrieb ungehemmt im Kaufhaus im Kaufrausch auslebt, sich gehen lässt, begleitet von subtiler Werbung, die nur den Urinstinkt des Sammelns ansprechen. Ein gutes Anschauungsobjekt ist hier die Küche. Eine Pfanne reicht schon lange nicht mehr. Es braucht eine Bratpfanne, eine Dampfkochtopfpfanne, eine Niedergarpfanne, ein Set Teflon-Pfannen, eine Spargelpfanne, eine Eierpfanne, einen Wok, eine kleine Pfanne, eine grosse, eine ganz grosse Pfanne und eine Bettpfanne. Elektrische Messer, Mixer, Entsafter, Brotbackmaschinen, was man eben so braucht im alltäglichen Leben. Natürlich bietet der Megastore um die Ecke genau das an, was wir schon immer brauchten, um uns endlich glücklich zu fühlen. Ganz anders als der sammelnde Konsument, ist der jagende Konsument, der so genannte Schnäppchenjäger, oder auch Rabatt-Jäger genannt. Sie begnügen sich mit kleinen Dingen. Sie jagen nach den günstigsten Pelati-Konservenbüchsen, die normalerweise für 60 Rappen angeboten werden, aber die Rabatt-Jäger haben sie gefunden: Die Pelati-Konservenbüchse für 50 Rappen abzüglich 15% Rabatt. Stolz werden sie von anderen sammelnden Rabatt-Jäger gelobt und gefeiert, denn niemand außer sie erhalten die Pellati-Büchse für 42einhalb Rappen. Sieg, Punkt, Heureka!
Jagen Sie Blumen!
An den vorangehenden Artikel denken wir anknüpfend weiter...
Angefangen hat alles mit dem Jagen und Sammeln. Der Mensch war schon immer ein Jäger und ein Sammler. Er jagte Sammelnde und er sammelte Jäger. Die Menschen sammelten sich schon von Anbeginn gegenseitig. Auch heute wird gesammelt und gejagt. Die männlichen Menschen jagen weibliche, die weiblichen Menschen lassen sich jagen und sammeln dabei die männlichen. Dabei handelt es sich um eine typische Win-Win-Situation, denn finden beide zusammen, haben beide gewonnen. Sie hat einen Kerl, eine Liebelei oder ein Karma mehr in ihrer Sammlung und er hat seine Jagd ebenfalls erfolgreich beendet. Hat der jagende Mensch erst mal die Beute erledigt und beschlagnahmt, so hält er sie mit stolzgeschwellter Brust an der Schulter, legt seinen Arm um sie und markiert sie so für andere. Kommt ein anderer Jäger in die Nähe seiner Beute, wird der jagende Mensch sein Revier verteidigen und seine Trophäe mit Prügelstrafe oder mit Intrigen beschützen. Der sammelnde Mensch hingegen genießt es zeitweilen, wenn ein Jäger ihn beschützt, jedoch wird es ihm meist schnell zu anspruchslos, weil man beim blossen Betrachten einer solcher Revier-Schlägerei oder einem Kabalen-Spiel weder sammeln noch jagen kann.
Beim Balzverhalten verhalten sich Sammelnde und Jagende jedoch ähnlich. Die sammelnden Menschen haben viel mehr Freude an einem Blumenstrauss als die Jagenden. Wenn der sammelnde Mensch einen Blumenstrauss erhält, dann denkt er daran, wie man für ihn in der Blumenwiese stand und Sti(e)lblüten sammelte, um sie dann zusammenzubinden und jemandem zu geben, der wirklich Freude daran hat. Jemandem der das Sammeln zu schätzen weiss und das sind eben nur die sammelnden Menschen. Da kommen die ganzen Blumengeschäfte gerade richtig, die es dem jagenden Menschen das Sammeln erleichtern und dem Sammelnden vortäuschen, dass diese Blumen noch von der Wiese stammen, wie man den Strauss anno dazumal pflückte.
Ganz im Sinne von: "Love showers brings May flowers"Sammeln Sie noch oder jagen Sie schon?
An den vorvorangehenden Artikel anknüpfend, fragen wir uns weiter...
Zum Beispiel fragen wir uns, weshalb wir stets mehr einkaufen, als auf dem Zettel steht. Oder weshalb wir etwas kaufen, was wir gar nicht bräuchten, aber wir kaufen es, weil es 50% Rabatt auf diesem Gerät gibt. Wir fragen uns, woher auch die Gier des Geldes kommt, woher die Gier etwas zu besitzen.Wir fragen uns, worin der Sinn besteht, eine Anhäufung von Materialien anzuschaffen.
Es geht ums Sammeln.
Fragt man also einige Sammler, so sind die Beweggründe für ihre Leidenschaft genauso vielseitig wie die begehrten Gegenstände selbst. Freizeitbeschäftigung, Anhäufung von Erinnerungsstücken, geschichtliches Interesse oder schlicht die Freude an der Schönheit von Kunstobjekten. Doch wissenschaftlich betrachtet, geht es oft um ganz etwas anderes.
Zeigen Sie Zähne!
Mut zur Hässlichkeit!
Eigentlich hat der Mensch doch auch Angst vor Schönheit, weil sie uns aufzeigt, wie unsere eigenen Mängel aussehen. Im direkten Vergleich beginnt dann der nicht allzu schöne und nicht allzu selbstsichere Mensch sich selbst dafür zu hassen. Weil Schönheit aber eben von Innen kommt, vermittelt derjenige stattdessen seinen Hass gegen sich selbst nach Aussen und wird somit für die Aussenwelt hässlich. Schönrederei und Weisheiten wie „Schönheit kommt von Innen“ bringen den vergleichenden, narzissenhaften Menschen dann auch nicht mehr von dem Gedanken ab, sich hässlich zu finden. Trost gibt es hierbei keinen - aber Einsichten; denn Schönheit allein erregt bloss ein interesseloses Wohlgefallen des einzelnen Betrachters, es gefällt einfach bloss durch sich selbst, ohne eine tiefere Begierde oder einen hervorragenden Reiz zu wecken und ohne einer Nützlichkeit unterworfen zu sein. Deshalb steht die Liebe über jeder Schönheit: Damit nämlich die Hässlichen auch lieben dürfen, macht Liebe bekanntlich blind und weil Schönheit immer blendet, gibt es immer jemand, der in eine Schönheit verliebt ist: Jedes hässliche Entlein wird somit mit dem Prinzen auf dem Schimmel davon reiten können und auch jeder Narr wird seine Herzdame finden, die blind genug ist, einen Frosch zu küssen. „Gefallen macht Liebe“ und deshalb spielt die Schönheit in Liebesangelegenheiten kaum eine Rolle. Schönheit eilt, da sie selbst nicht von Dauer ist und in der heutigen Zeit von Hektik und Hast bewegt sich bloss die Hässlichkeit gemach, wie ein chinesisches Sprichwort sagt. Was ist aber dagegen auszusetzen, in aller Gemütlichkeit jemanden als schön zu empfinden, jemanden langsam kennen zu lernen, mit jemandem in aller Ruhe zu philosophieren und jemanden behutsam gut zu finden? - Schönheit vergeht, Tugend besteht. Schliesslich bringt Schönheit kein Wasser zum Kochen und von ihr wurde auch noch niemand richtig satt. Es sind doch auch immer die schönsten Blumen, die zuerst welken und es ist das Unkraut, das nicht vergeht. Da es auch immer bloss die hübschen Vögel sind, die man in den Käfig sperrt, ist es vielleicht sogar eine Tugend, unschön zu sein und Mut zur Hässlichkeit zu beweisen. Der sich spiegelnde Mensch verbringt aber seine Zeit mit der Schönheit, um sich abzulenken. Wozu jedoch dient also diese Jagd nach einem Schönheitsideal, welches sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ändert, nie das selbe war und nie das selbe sein wird?
Was ich dazu sage? Stay original!
Das diktatorische Auge!
Auf dem Weg zur Gefallsucht beginnt der sich spiegelnde Mensch, "sich schön zu machen" – wie man so schön sagt. Doch kann er nicht chirgurgengleich sein Äusseres verändern, bloss seinen Schein. Schönheitscremes, Kosmetik, stilvolle Accessoires, Wonderbra’s, ausgestopfte Unterhosen und teure Kleidung täuschen zwar nicht ihn, dafür aber die Anderen hinweg über Unzulänglichkeiten, die er an sich sieht. Ob die Anderen jedoch die selben Unschönheiten an ihm sehen, weiss er nicht und trotzdem begeht er den Weg zum Friseur, zur Massagesitzung, zur Mani- und Pediküre, zur Farb- und Stilberatung und in ganz zweifelhaften Fällen eben zum Chirurgen. Bekanntlich muss leiden, wer schön sein will und deshalb zupfen sich die weiblichen sich spiegelnden Menschen ihre Haare überall dort, wo es nach modernem Standart gerade als unschön gilt und dies ist zum aktuellem Zeitpunkt überall - ausgenommen natürlich dem Haupthaar und einer dünnen Haarlinie über den Augen. Er schminkt sich auch das Gesicht, die Falten weg, die Lippen hervor, die Fingernägel länger, die Wimpern voluminöser, die Wangen schmaler, träufelt Augentropfen, damit seine Pupillen grösser wirken und zwängt sich in alter Tradition in Klamotten, die zugeschnürt noch besser aussehen lassen. Der sich spiegelnde, männliche Mensch hingegen rasiert sich die Brust und die Wangen - ein Drei-Tage-Bart ist weitgehend erlaubt -, die Beinbehaarung gilt wiederum als männlich; also bleibt sie stehen. Er wirft sich in uniformale Schale, in der ja bekanntlich jeder gut aussieht. Um die grauen Schläfen oder die Glatze braucht er sich nicht zu kümmern, schliesslich sieht es sexy aus, denn auch ein alter Büffel kann schöne Hörner haben. Seit der Mensch herausgefunden hat, dass auch Düfte sexy sind und schön machen können, gibt es Parfüms in allen Variationen, in allen Duft-Richtungen, zu jeder Gelegenheit und für jede Nase. Mit wenig Kosmetika und Accessoires lässt sich die Symmetrie des Gesichtes wieder berichtigen und blendet den visuellen Menschen mit Masken und Fassaden. So verwandeln sich die sich spiegelnden Menschen in Aphroditen und Syrenen, in Adonisse und Davids und täuscht sich gegenseitig vor, schön zu sein. Es stimmt zwar, dass Schönheit auch eine Macht und das Lächeln ihre Waffe ist, jedoch ist der sich spiegelnde Mensch im Besitz einer noch durchschlagenderen, gewaltigeren Waffe; seinem Auge. Einerseits sind die Augen die Spiegel der Seele, welche sein Inneres nach Aussen reflektieren, andererseits sind sie die härtesten Scharfrichter, welche die Gesellschaft dahinführt, äusserlich makellos zu werden. Dieses stetige Streben nach Verfeinerung des Geschmacks, der Sinne, insbesondere des Sehsinns, dieser unaufhörliche Versuch, eine allgemeingültige Definition von Schönheit zu finden und der Ehrgeiz nach äusserer Perfektion bringt auch grosse Probleme mit sich. Erste Anzeichen sind hier Magersucht und kosmetische Chirurgie. Enden wird es mit einem Diktat einer definierten Schönheit, vielleicht sogar mit einem weiteren Versuch einer schönen Rasse, wobei der Diktator hierbei eben bloss das vergleichende Auge des sich spiegelnden Menschen sein wird. Der Sehnerv, der bereits heute über Geschmack, über Hass und Hässlichkeit bestimmt, indoktriniert dem sich spiegelnden Menschen, was er kaufen, wen er wählen, wie er leben soll und nicht zuletzt: was er ist. Vergessen wird, dass die Perfektion jedoch nie makellos ist, sondern das Perfekte ist eben schön trotz und gerade wegen des Makels.
In diesem Sinne: Stay tuned!
Alles schön & gut?
Die Menschheit ist um eine Gattung reicher geworden. Nach dem denkenden Mensch kommt nun folgend „der sich spiegelnde Mensch“. Er spiegelt sich äusserlich und dies drängt ihn zur Frage: „Bin ich schön?“. Aber er spiegelt sich auch innerlich, in der Reflexion oder im Zweiergespräch, dies wiederum zwingt ihn zur Frage: „Bin ich gut?“. Das Gute und das Böse, das Schöne und das Hässliche: Das sind die bedeutendsten Begriffe des sich spiegelnden Menschen, der stets gut und schön sein will. Die Geschichte des sich spiegelnden Menschen beginnt nicht etwa bei der Erfindung des Spiegels selbst, sondern bei der Entdeckung der Spiegelung. Narziss – allen voran – verliebte sich sogar in das Bild, welches ein stilles Gewässer von seiner Selbst reflektierte und so legte er den Grundstein für eine neue, moderne Gesellschaftsgattung. Mit der kritischen Betrachtung seines Äusseren analysiert der heutige Mensch seine körperlichen Unzulänglichkeiten und setzt sich selbst somit auf eine Stufe in der Evolution, die weder schön noch gut ist. Da jedoch Schönheit und Verstand selten im selben Hause wohnen, Schönheit in sich selbst ruht und Verstand niemals schläft, ist es selbst für den denkenden Menschen ein schwieriges Unterfangen, sich zu spiegeln. Es ist die Gratwanderung zwischen Selbstgefälligkeit und Bescheidenheit, die den denkenden Menschen zum sich spiegelnden Menschen gemacht hat. Der sich spiegelnde Mensch macht alles für die eigene Schönheit, denkt stetig an seine Attraktivität und will für das eine oder andere Geschlecht so reizvoll aussehen wie nur möglich, aber auch - und nicht zuletzt -, um an seiner Selbst, dem eigenen Bewusstsein, dem eigenen Wertgefühl Gefallen zu finden.
Da die Schönheit in ihrem Ganzen nicht definierbar ist, kann man Schönheit bis dato, wie die Liebe, bloss umschreiben. Schönheit kann die Liaison zwischen Auge und Körper, die Ehe zwischen dem Wahrhaftigen und der Phantasie, die Grenze zwischen dem Scheinenden und dem Scheinbaren, aber auch die Liebe zwischen Ethik und Ästhetik sein, jedenfalls ist Schönheit eine Göttin mit vielen Gesichtern. Schliesslich und endlich ist es jedoch die Ästhetik selbst, die einzig und allein etwas als schön empfinden kann, was scheinbar äusserlich scheint. Das ästhetische Auge fragt sich jedoch nicht, ob es selbst schön sei, sondern was es Schönes zu sehen gebe. Da wir aber dem eigenen Auge keineswegs so sehr trauen wie einem fremden Auge und dem Geschmack eines Aussenstehenden, benötigt der Mensch eben stets ein Gegenüber zum Reflektieren und zum Definieren der eigenen Schönheit und im besten Falle auch zur Bestätigung. Aus dem selben Grund umgibt sich der sich spiegelnde Mensch ebenfalls gerne mit schönen Dingen. Er kauft sich ästhetische Kunst, hört schöne Musik, möbliert seine schöne Wohnung mit noch schöneren Einrichtungsgegenständen und nicht zuletzt liebt er einen schönen Partner. Er lässt sich umgeben von jeder Schönheit, um sich selbst in diesen Dingen darin widerspiegeln zu können und sich dadurch selbst schön - oder schöner - zu fühlen. Denn Schönheit lebt nur durch den Vergleich. Wer also vergleicht, ist von vornherein hässlich, also bitte ich Sie: Stay beautiful !
...die Fortsetzung dieses Gedankens folgt...
Dienstag, 11. November 2008
Über die Seele und die tote Materie
Als Kind ist man vollkommen, man hat das Gesicht, das die Natur einem gab, dann verliert man die Naivität, später dann auch die Fähigkeit zu Staunen, die Neugier und so bekommt man ein vom Leben gezeichnetes Gesicht. Zuletzt verliert man schliesslich noch die Freude und man hat dann das Gesicht, das man verdient. Das Leben geht nicht spurlos an einem vorbei, jede Falte und jede Narbe am Körper ist eine Trophäe über das Leben. Die Entwicklung der Menschheit jedoch verändert sich auch.
Die Natur erschafft nur Natürliches. Was der Mensch erschafft, ist sächlich oder eben menschlich. Je mehr die Menschen sich vom Natürlichen entfernen, desto mehr werden sie eben bloss menschlich. Je menschlicher wir werden, je unnatürlicher werden wir folge dessen. Ob das eine gute Entwicklung sei, ist die selbe Frage, wie die Frage nach dem sogenannten Guten im Menschen. Ich jedenfalls glaube eher an das Böse in ihm! Ein jüdisches Sprichwort besagt, dass jedes Wesen einen Samen des Guten in sich beherbergt; aber was bringt dieser Samen, wenn er auf unfruchtbarem Boden genährt wird. Die meisten Menschen sind einfach nur tote, unbeherzte Materie und um sich ihr Dasein zu beleben, sind sie eben geistlos und frei von Witz und Charme. Es gibt eben nicht nur junge und alte Seelen, sondern auch grosse und kleine. Wer hasst, Krieg anzettelt oder betrügt, der hat – wenn überhaupt – eine sehr kleine Seele. Ich rede nicht nur von Kriegern und Mördern, sondern auch von Rufmördern, Neidern und Lügnern. Die Seele allein ist noch kein Garant für das Gute im Menschen. Hasserfüllte Menschen, die wegen ihrer Seelenlosigkeit alle anderen Menschen in ihren Abgrund ziehen wollen, in ihren eigenen persönlichen Schlund des Hasses, um sich selbst besser zu fühlen, sind eben menschlich und nicht (mehr) natürlich. Wer sich zu Lebzeiten nur mit gut-beseelten Menschen umgibt, der wird selig und seine Seele ist versüsst; von den anderen kann man nicht mehr erwarten als Sauerstoffe in Form ihres eigenen Grams, der die Seele verbittert. Gute und grosse Seelen sind musisch und emotional; sie helfen, wenn sie können und sie lieben!
Menschlich ist, dass man zu dumm, zu faul oder zu blind wird, um die wahren Dinge des Lebens zu erkennen. Alles ist so kopflastig geworden und somit auch sehr trostlos. Wer immer nur denkt, der ist nicht beseelt, sondern der funktioniert bloss noch. Ich bin aber nicht verdrossen; ich liebe das Leben, ich liebe die Menschen und ich liebe vor allem Frauen, die zu meiner Seele passen. Die Seele ist das einzige Ewige und der Körper vergänglich. Deshalb ist es wichtig, dass man auf seine Seele achtet, sie und die Liebe sind die beherztesten Gaben des Lebens. Man muss die Seele streicheln, statt ficken, man muss sie hegen, statt verdorren zu lassen, man muss sie zurück zu den Wurzeln führen, statt sie zu Menschen zu machen und man muss sie unterhalten, statt sie zu prostituieren. Das Musische ist es, was die Seele beflügelt. Die Wesen, die dieses Leben auskosten, sind die Kinder und die Tiere. Niemand ist so musisch wie Kinder; sie spielen Theater, sie zeichnen, sie singen, sie hören Musik, sie basteln, sie lachen, sie staunen und sie erfreuen sich über jede Begebenheit, welche die Natur ihnen schenkt. Nur natürliche Menschen können das. Nur musische Menschen. Nur beseelte Menschen. Nur gute Menschen. Obschon ich manchmal immer noch wie ein Kind bin im Inneren meines Herzens, macht es doch so oft bloss den Eindruck, da Humor ein guter Begleiter ist, wenn es um die Wahrheit geht, vielleicht auch, weil ich staunen kann, neugierig bin und Phantasie habe. Kinder haben ihre Phantasie noch nicht verloren und sie träumen noch davon, fliegen zu können – und meine letzten Worte mögen sein: „My soul is flying now!“
Freitag, 31. Oktober 2008
Globalisierung der Antike
Wer von Völkerverständigung spricht, der spricht von Freundschaft und von Toleranz. Globalisierung jedoch entspricht nicht immer diesen Voraussetzungen, zumal die globalen Mächte ungeeignet dafür verteilt sind. Eine Macht jedoch kann nicht globalisieren und für andere sprechen, sondern eine Macht unterdrückt stets. Globalisierung kennen wir; vereinte Nationen, vereintes Europa, Grössenwahn und Krieg bedeutet sie. Doch kommt heutzutage eine Globalisierung zustande, die nicht auf Krieg und Diktatur gestützt ist, sondern auf Wirtschaft und Kultur. So befürworte ich die Globalisierung der Antike. Statt mit finanziellen Interessen zu politisieren, geht es in der Globalisierung der Antike darum, mit kulturellem Hintergrund zu philosophieren.
Eine Lebenseinstellung der idealen Form besteht darin, sich die poetische Philosophie der alten Griechen anzueignen. Hinzu käme dann noch die philosophische Poesie des Judentums. Natürlich auch die Dramatik der Griechen und Juden. Um sich aber auch seiner und jener anderen Rechte bewusst zu werden, darf die Gesetzeslogik der Römer nicht vergessen gehen und damit die Paragraphen auch lesbar sind, auch die Zahlen der Ägypter und die Schrift der Lateiner. Angefügt sei noch die Sprache der Germanen und für das geistige Wohlbefinden ihr Bier, sowie den Wein der Südamerikaner, die Drogen wie Tee, Haschisch oder Kaffee der Marokkaner und der Türken, sowie deren kämpferische Art, wobei die Gewaltlosigkeit der Tibeter nicht fehlen darf. Für das geistliche Dasein lerne man die Spiritualität der Inder und für das körperliche Wohl kommt hier noch die Medizin der Chinesen und das Naturwissen der Indianer, Azteken, Mayas und Inkas hinzu. Für die Wirtschaft benötige man den Handelsbrauch, den Tauschhandel, das Feilschen und die Kauftaktik des Nahen Ostens. Damit bei all dieser Philosophien die Gelassenheit nicht verloren geht, lerne man von den Afrikanern und steigert seinen Überlebenstrieb wie die Inuits. Für die schönen Töne sorgt die Musik von allen Völkern, die Benotung spiele hier keine Rolle. Die jüdische, nordische, griechische und asiatische Mythologie soll dann das Märchen- und Lehrbuch zugleich sein. Weglassen bei dieser Globalisierungstheorie müsste man allerdings den Glauben, denn ansonsten wird wieder jede Philosophie von dieser Macht eingenommen. Ganz einfach. Noch einfacher? Do it like animals!
Samstag, 18. Oktober 2008
Geldnot? Nein danke, ich habe keine Zeit!
Am Anfang war doch das Talent, dann der Tausch und erst die späte Erfindung des Münzgeldes - siebentausend Jahre vor der Zeitrechnung - machte das Talent zu einer noch abstrakteren Form der toten, erstarrten Materie, mit der man sich zwar nichts Abstraktes, Unfassbares oder gar Emotionales kaufen, aber zumindest die Zukunft materiell sichern kann - sofern die Banken mit ihnen mitspielen wollen. Wer ein Talent besitzt, hat demnach auch Zeit, und wenn er es versteht, sein Talent zu nutzen, auch Geld. Wer nur funktioniert, der hat kein Talent und keine Zeit, bloss Geld, welches wahrscheinlich auf seinem Konto verfaulen wird, bis nicht nur seine Urenkel, sondern auch die Banken rotten.
Ein Top-Manager, der mehr verdient als er verdient oder ausgeben kann, aber keine Zeit besitzt, der verdient logischerweise zuviel Geld, weil ihm die Freizeit fehlt, um shoppen zu gehen, um den Luxus, den er sich kaufen könnte, zu geniessen - und somit auch zuwenig Zeit um sich von den sogenannten wahren Werten - wie Genuss, Emotion oder Treue, Mut, etc - verführen zu lassen. Auch das sollte man gelten lassen, schliesslich kann er sich zwar keine Zeit erwerben, aber Geltung.
Ergo: Leute, die zuwenig Zeit haben, besitzen zuviel Geld und solche, die Zeit hätten, haben aber dafür kein Geld. Zeit ist also nicht Geld, vorallem ist es nicht mein Geld! Zeit kann zwar Geld sein, aber es ist das Geld meines Chefes, nicht meines. Weil ein Künstler aber nicht nur kein Geld hat, sondern auch keinen Chef, ist Zeit für den Künstler auch kein Geld, nicht einmal jenes seines Chefes. Wer also Geld will und zuviel Zeit hat, der soll sich einen Chef suchen.
In beiden Fällen gilt jedoch: "Don't give a fuck about it!"
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Wem geht die Poesie ins Netz?
Wer geht der Poesie ins Netz? der Dichter. Wem geht die Poesie ins Netz? dem Blogger. Soweit ist es nun also gekommen: ein Poet schreibt seinen ersten Blog. Statt um die Hand der Holden an zu dichten oder auf der Bühne rezitierend die Welt zu verschönern. Statt zu kritzeln und statt überfüllte Papierkörbe. Statt Bücher und Briefe zu schreiben. Statt Briefmarken und Couverts. Statt druckfrisch und Papier. Statt Druckerschwärze, statt schwarz auf weiss, statt umblättern, statt zerreissen.Statt Bleistiftspitzer und Federtinte. Statt zu schwärmen, statt zurückgezogen zu leben, statt Lesungen zu halten, statt persönlich persönliche Poesie zu übergeben. An die Stelle all dieser Statt kommt von nun an mein BLOG.